Von hier bis zum Anfang by Whitaker Chris

Von hier bis zum Anfang by Whitaker Chris

Autor:Whitaker, Chris
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper


23

Es regnete sehr lange. Duchess setzte sich auf die breite Fensterbank und schaute in den Himmel. Sie merkte, dass der alte Mann sie genau beobachtete und die Auffahrt im Blick behielt, als würde er einen Besucher erwarten.

Robin bekam eine schlimme Erkältung und musste eine Woche lang das Bett hüten. Duchess brachte ihm heiße Getränke und kümmerte sich um ihn, obwohl sie jetzt etwas entzweite und das schwer auf ihr lastete.

In der dritten Nacht hatte er hohes Fieber und rief nach seiner Mutter, lag mit feuchten Haaren und wildem Blick im Bett. Er schrie und gab einem Schmerz Ausdruck, den sie selbst nur allzu gut kannte. Hal bekam große Angst und fragte Duchess, ob er einen Krankenwagen rufen sollte. Sie ignorierte ihn, tränkte ein Tuch mit Wasser und zog Robin nackt aus.

Sie blieb die ganze Nacht bei ihm sitzen. Hal stand an der Tür. Gemeinsam schwiegen sie.

Am nächsten Morgen sank das Fieber, und er aß ein bisschen Suppe. Hal trug ihn nach unten und setzte ihn auf die Schaukel auf der Veranda, damit er dem Regen zuschauen und den Nebel einatmen konnte.

»Ich mag, wie der Regen auf den Teich prasselt«, sagte Robin.

»Ich auch.«

»Tut mir leid, was ich neulich gesagt hab.«

Sie drehte sich um und kniete sich auf das grobe Holz. Ihre Hose war von der Arbeit an den Knien ganz zerrissen. »Du musst dich niemals bei mir entschuldigen.«

Hal hatte einen Videorekorder im Haus. An einem trägen Sonntagnachmittag schauten sie einen Film mit Rita Hayworth. Duchess hatte nicht gewusst, dass eine Frau so großartig sein konnte. Und dann entdeckte sie auf dem Dachboden eine Kiste voller Videokassetten mit alten Western. Sie und Hal verbrachten die ganze Nacht damit, bis es Robin endlich besser ging.

Einmal jagte sie eine Bande imaginärer Mexikaner durch die Maisfelder. Hal sah ihr von der Veranda aus zu, schüttelte den Kopf, als hätte er eine Verrückte bei sich aufgenommen. Sie nannte ihn Tuco und sagte, er sei ein Halunke. Robin klatschte vor Vergnügen in die Hände, seine Locken klebten am Kopf, sein gelber Regenmantel war triefnass.

Sie übte oft mit der Waffe, marschierte hundert Meter vom Baum weg, traf ihn genau in der Mitte und nannte sich Sundance.

Als sie das erste Mal auf der grauen Stute ritt, fühlte sie sich Butch so nah wie nie. Ein bisschen weniger fremd, als seien sie Blutsverwandte. Allmählich schlug sie Wurzeln im Boden von Montana. Duchess legte der grauen Stute eine Hand auf den Hals und spürte ihre Wärme, tätschelte sie sanft und sagte dem Pferd, sie würde sie niemals treten. Könnte sie sich im Gegenzug vielleicht bereit erklären, ein Cowgirl nicht einfach in den Dreck zu schleudern? Sie hielt sich am Horn fest und schüttelte sich den Regen aus den Haaren, während Hal sie um die Koppel führte, nur ein sachtes Traben. Danach musste sie ein breites Grinsen unterdrücken.

Eine weitere Woche später riss der unendliche kohlschwarze Himmel auf, und der Regen ließ nach, Blau brach durch, und zum ersten Mal seit einem Monat segnete die Sonne wieder den Boden.

Sie sah Hal an der Egge und Robin am Hühnerstall, beide schauten hinauf zum Himmel und grinsten.



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